Computergestützte Fertigungsanlagen gibt es bereits seit Beginn der Digitalen Revolution, doch auch heute noch stehen diese Systeme häufig lediglich als Insellösungen in den Fertigungshallen. Die Anlagen sind im Servicefall von außen nicht für Spezialisten zugänglich. Stattdessen überwachen Mitarbeiter am Leitstand in der Fabrikhalle die Anlagen und beheben einen Defekt oder informieren Vorgesetzte, die sich dann weiter um das Problem kümmern.
In Zeiten von Industrie 4.0 und einer immer stärkeren IT-Durchdringung der Produktionshallen mit komplett vernetzten Fertigungslinien wird es immer wichtiger, Störungen an Maschinen und Anlagen schnell zu beheben bzw. möglichst proaktiv zu vermeiden. Insbesondere Änderungen an Maschinen und Anlagen, wie das Einspielen von Softwareupdates, gefährden in hohem Maße einen störungsfreien Betrieb.
Im IT-Betrieb sind Prozesse zur sicheren Durchführung von Änderungen an Systemen sowie zur schnellen Störungsbehebung und proaktiven Vermeidung möglicher Störungen schon länger Standard, z. B. in Form von IT-Betriebsprozessen nach ITIL (IT Infrastructure Library). Die Erkenntnisse der IT aus dem Servicemanagement lassen sich
auch im Betrieb von Produktionsanlagen sehr gut nutzen:
Die Einführung von Incident-, Problem- und Change-Management sowie die Implementierung eines Service Desks als „Single Point of Contact“ analog zum IT-Betrieb bieten auch im Produktionsumfeld die Chance, Alarmierungen zielgerichtet abzusetzen und damit Störungen zügig und nachhaltig zu beheben sowie Änderungen risikoarm zu implementieren.
Ein klar formulierter und dokumentierter Incident-Prozess sorgt dafür, dass jeder Mitarbeiter genau weiß, wer im Fall einer Störung zu informieren ist. Ein eingerichteter Service Desk vereinfacht das Verfahren der Störungsmeldung noch erheblich, so dass Zeitverluste bei Alarmierung und Ressourcenfindung zur Störungsbehebung minimiert werden können. Eine länger andauernde Störung von Produktionsanlagen oder -linien wird folglich die Ausnahme sein.
Im Rahmen des Incident-Prozesses werden im Vorfeld abgeschlossene Serviceverträge mit den Herstellern der Produktionsanlagen genutzt und es erfolgt eine lückenlose Dokumentation des Störungsverlaufes bis zur Behebung der Störung.
Diese Dokumentation unterstützt im Problem-Management die Analyse von Störungsursachen und die nachhaltige Beseitigung aufgetretener Störungen.
Darüber hinaus kann ein klar geregelter Change-Prozess Störungen vermeiden, die aufgrund von Änderungen an Produktionsanlagen auftreten. So sollte klar geregelt sein, dass Änderungen an den Anlagen nur nach Test und Genehmigung sowie unter Vorlage eines Backout-Plans, der das Rückgängigmachen von Änderungen ermöglicht, zugelassen sind.
Es wird somit Zeit, dass Verantwortliche für den Betrieb von Produktionsanlagen und IT-Betriebsspezialisten ihre Erfahrungen miteinander teilen und so in einer Welt sich immer stärker überlappender Produktionsanlagen und IT-Systeme mögliche Synergieeffekte nutzen.